Miroslav Tyrš - příspěvek k formování české estetiky


Ästhetische "Auswege" aus dem philosophischen Pessimismus mit ständiger Rücksicht auf Arthur Schopenhauer

28.01.2009 21:29

 

 

 

Ästhetische "Auswege" aus dem philosophischen Pessimismus mit ständiger Rücksicht auf Arthur Schopenhauer.

 

 

These:

 

Pessimismus ist nicht eindeutig einzuordnen oder zu definieren. Ich habe diesen Versuch bereits in meiner vorigen Arbeit "Pessimismus in der Geschichte der Philosophie" unternommen. Die Kategorie des Pessimismus beschränke ich dort nur auf den philosophischen Pessimismus, d. h. im engeren Sinne auf das schopenhauersche metaphysische System.

Schopenhauer "überwindet" Kants Kritik der reinen Vernunft in dem Sinne, daß er das Wesen der Welt (das Ding an sich) nicht unerkennbar lässt, sondern versucht es zu entdecken. Das wahre Wesen, das allen Dingen zugrunde liegt, das Ding an sich im Gegensatz zur Erscheinung, kann jeder in sich selbst entdecken. Das Wesen der Welt ist das, was wir als Wille erkennen, und dieses muß auch, wie in der Introspektion, in aller Natur identisch sein. Aber während der Wille in der Welt dem principio individuationis und als solche dem Satze vom zureichenden Grunde unterworfen ist, ist der Wille als Substanz, als Ding an sich, ex definitio einheitlich und bleibt vom Satze des zureichenden Grundes unabhängig. Der Wille als Grund der Welt ist grundlos.  Hier befindet sich die Quelle des Pessimismus. 

 

Die Studie unternimmt den Versuch, die möglichen Auswege aus dem philosophischen Pessimismus erst allgemein zu beschreiben und zu differenzieren und im Kontext des metaphysischen Systems Schopenhauers konkrete Möglichkeiten aufzuzeigen.  Unter Berücksichtigung dieser Möglichkeiten möchte ich auch den Ort der ästhetischen Erfahrungen bestimmen und beurteilen ob oder in wieweit es sich um wirkliche Auswege handelt. Schopenhauers System selbst bietet einige Varianten, vor allem die ästhetische und ethische. Aber diese Möglichkeiten sind gerade im Kontext des metaphysischen Systems determiniert und können darum zwar eine gewisse Befriedigung bieten, die sich aber im tieferen Sinne, in den metaphysischen Konnotationen, als nur vermeintlich offenbart. Der metaphysische Grund bedingt auch die konkreten Einzelheiten, d. h. auch die Bedingungen möglicher Erlösung.

Im Zusammenhang der aus dem metaphysischen System hervorgehenden Ergebnisse wird klar, daß das Nichts die einzige Möglichkeit ist, die Ebene des Willens zu verlassen. Vernichtung ist der Preis der Erlösung. Wenn wir jedoch Erlösung in der Ebene der Welt suchen, so wird unsere Handlung stets metaphysisch determiniert durch den grundlosen Willen. Vollkommene Erlösung wird durch Verlassen der Welt des Willens erreicht, d. h. durch Anihilation.

 

Am Anfang dieser Studie ordne ich eine axiologische Einleitung in die Problematik des Pessimismus ein,  in der ich zwischen zwei verschiedenen Modi der axiologischen Gegebenheit differenziere: sofern der Wert der beurteilten Dinge oder Beziehungen von einer bestimmten anderen Entität abhängt, handelt sich um den Modus "ab alio". Modus "a se" wiederum setzt voraus, daß ein Wert schon in der Sache selbst liegt, was bedeutet, daß die Sache selbst schon ihren Wert unabhängig von jeder anderen hat. Dementsprechend lässt sich auch die Frage formulieren, ob Wert im allgemeinen Sinne in die Kategorie der Qualität oder Relation gehört. Ein Wert im Modo "ab alio" setzt voraus, daß Wert schon auf der Ebene des modo "a se" gegeben ist. In so genannten Substanz-Modellen (z. B. bei Schopenhauer) wird der Wert einfach in der Ebene der Substanz postuliert. Das ganze System steht und fällt danach mit der Substanz.

 

In dieser Studie können wir die Gründe des Pessimismus als substantielle bezeichnen, d. h. was den Pessimismus, bzw. das pessimistische Urteil begründet, bezeichnen wir als substantiell. Als Akzidenzniveau können wir dann die Welt der Vorstellung, die dem Satz vom zureichenden Grunde unterworfen ist, auffassen.Wir haben konstatiert, dass das Wesen der Welt bei Schopenhauer grundsätzlich mit dem in der Introspektion angeschauten Willen in Eins zusammenfällt. Der Wille ist dann nicht nur Quelle der Existenz sondern zugleich auch die Quelle des Pessimismus. In der axiologischen Reflexion muss ich zuletzt diesen Grund berücksichtigen, denn er bestimmt in der Folge die partiellen Aspekte der Existenz. Ich kann natürlich nur partielle Aspekte der Welt axiologisch beurteilen, aber es handelt sich um ein Urteil mit beschränkter Gültigkeit, die dem begrenzten Gebiet entspricht.

 

Das Gebiet der Reflexion hat seine "Limitposition" eben in dem Urteil, das auch die substantielle Bestimmtheit einschließt ("axiologisches Limiturteil"). Schopenhauer erreicht in einer Paraphrase der Leibnizschen Äußerung die endgültige Position: "Die Welt ist die schlechteste, die überhaupt gedacht werden kann, und wäre sie nur noch ein wenig schlechter, so könnte sie überhaupt nicht mehr existieren.", was zugleich wie ein umgekehrter ontologischer Gottesbeweis klingt. Dieses Urteil kann uns als negatives axiologisches Limiturteil gelten. Ein Limiturteil bestimmt auch die partiellen Gegebenheiten der Realität, d. h., dass die axiologischen Urteile, die nur partielle Aspekte der Welt reflektieren, letztendlich das Limiturteil in seinem Resultat berücksichtigen müssen. Das Resultat ist damit von der gleichen Art wie das Limiturteil (negativ, positiv), das immer auch die partiellen Aspekte determiniert.  

 

            Wenn wir Ausgänge aus dem metaphysisch determinierten Pessimismus suchen, bleiben wir auch an die Zusammenhänge des Systems geknüpft. Auch für die Aktivitäten, die nach der Überwindung des Pessimismus streben,  bleiben die metaphysischen Konnotationen gültig.

            Effektive Auswege stellen nur jene Aktivitäten dar, die die Quelle des Pessimismus berühren, die also das substantielle Niveau der Wirklichkeit beeinflussen. Nur die Aktivitäten, die in dem Gebiet des Akzidenz operieren, können akzidentelle Änderungen verursachen.  Alle Änderungen, die in der Welt als Vorstellung geschehen, sind durch die allgemeine Gültigkeit des Satzes vom Grunde determiniert. Dass irgendein Geschehen der Vorstellungswelt die Gebundenheit des allgemeinen Kausalgesetzes überschreiten könnte, ist ausgeschlossen.

            Als Ausnahme können wir die ästetische Erfahrung begreifen. Das Subjekt des Erkennens überwindet in der Kontemplation, die im Schopenhauerschen System als ästhetisches Prinzip par excellence gilt, den Satz vom zureichenden Grunde und es schaut als "reines Subjekt des Erkennens" die Welt der Ideen an. Die Ideen können allerdings nur vom willenlosen Subjekt angeschaut werden. Der Satz vom Grunde äußert die allgemeinen, notwendigen Beziehungen zwischen Objekten (Vorstellungen) und letztlich als Motivation die Beziehungen zum empirischen Subjekt des Erkennens. Die Welt der Ideen bleibt vom Satz vom Grunde unabhängig. Schopenhauer erwähnt zwar Platon als seine Inspiration, aber als wirkliche Inspiration gilt ihm eher Schellings Theorie der Kunst. Ideen sind zwar auch Vorstellungen (adäquate Objektivation des Willens), aber per definitionem nicht dem Satz vom Grunde unterworfen. Das kontemplierende Subjekt wendet sich von der Beobachtung der Beziehungen zwischen Objekten ab und sieht in der intellektuellen Anschauung ohne Motivation (ohne alle Interesse, Begierden d. h. ohne Schmerzen) in die Welt der Ideen hinein.

Diese Erfahrung hält Schopenhauer für ausserordentlich und sie kann nach ihm auch nur bei genialen Menschen eintreten. Das Subjekt der Kontemplation geht wieder zum empirischen Subjekt zurück.

            Unsere Frage lautete, ob die ästhetische Erfahrung als wirklicher Ausweg aus dem Pessimismus oder nur als in dieser Absicht unwesentliche Form der Aktivität gelten kann.

            Grundsätzlich greift dieser Aktivitätstypus in den Grund des Pessimismus, das Willensprinzip ein. Das kontemplierende Subjekt schaut als "willensfrei" die Idee an, aber diese Willenlosigkeit kann nur als Limitfall betrachten werden. Subjekt und Objekt des Erkennens sind bei Schopenhauer gegenseitig verbunden und dies gilt auch für die Kontemplation. Streng genommen ist das willenlose (reine) Subjekt des Erkennens nicht ohne Widerspruch denkbar. Insofern es überhaupt kontempliert, d. h. existiert, muss es notwendigerweise auch an dem Willen teilnehmen.  Die Welt ist als Objektivation des Willens deklariert und der Wille als einziges Prinzip der Welt (monistische Konzeption) postuliert. Das kontemplierende willenslose Subjekt wäre contradictio in adiecto. Subjekt und auch die kontemplierte Idee setzen den Wille voraus. Ideen sind die adäquate, unmittelbare Objektivation des Willens und müssen auch, als existierende (angeschaute), an dem Willen partizipieren. Willenlosigkeit können wir also als den Limitfall der Kontemplation, als derer eigene Überwindung akzeptieren. Die einzige substantielle Bewegung, die Schopenhauer zulässt, ist der Substanzuntergang.  In diesem Sinne unterscheidet Schopenhauer zwischen zwei Modi der Aktivitäten: Bejahung oder Verneinung des Willens zum Leben, wobei er als ethische Handlung nur die Verneinung des Willens zugestehen kann.

Die ästhetische Erfahrung bietet also die Möglichkeit der Pessimismus-Überwindung, die allerdings nur teilweise und vorübergehend ist. Als solche können wir sie auch als die Vorstufe der vollkommenen Erlösung, oder zumindest in ihrer Konsolationsfunktion verstehen.

 

Die Untersuchung der Rezeption der Schopenhauerschen Philosophie bzw. Ästhetik im tschechischen Denken nimmt eine eigenständiges Unterkapitel  "Miroslav Tyrš" ein. Aufmerksamkeit wird ihm gewidmet, weil er grundsätzlich nicht nur Einzelheiten des Schopenhauerschen System rezipiert (Ästhetik, Voluntarismus, Pessimismus usw.), sondern, trotz abweichender Resultate, auch die Zusammenhänge des Systems übernimmt.

 

Ich bemühe mich anhand von Miroslav Tyrš' Denken zu demonstrieren, wie sich die Philosophie, ausgehend von der ursprünglichen Konzeption Schopenhauers, ganz verschieden in ihren Konsequenzen ausprägte. Tyršs Philosophie überwindet den Pessimismus durch den praktischen Aktivismus.

 

 

 

 

 

 

 

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